Weitere Interviews mit Flüchtlingen

Swetlana Avaliani (29) aus Gwanta (Kodori, "Oberes Abchasien")
interviewt am Mittwoch, den 27.08.08, im Orchewi IDP-Camp in Tbilissi

Swetlanas Familie. Im Zelt zwei kranke Frauen.

Am 7.08 verließen wir das Kodori-Tal mit dem Auto, nachdem wir bombadiert wurden.
Unser Dorf bestand aus 35 Familien. Soweit wir wissen wurde niemand aus unserem Dorf getötet, aber alle unsere Häuser sollen von russischen Truppen und Bojewiken zerstört worden sein.
In diesem Zeltlager sind wir etwa 30 Leute aus Gwanta, darunter ein fünfmonatiges und zehnmonatiges Baby. Wir haben keine Matratzen, weshalb es für die Kinder auch sehr unbequem ist. Es gibt auch kein Gas zum Kochen; also können wir mit den Kartoffeln, die die einzigen frischen Lebensmittel hier sind auch gar nichts anfangen. Am meisten wünsche ich mir eine heiße Tasse Tee. Die Lebensmittelrationen bestehen nur aus trockenem Militärproviant, was die Frauen und Kinder bei uns kaum vertragen.
Bis vor zwei Jahren hatten wir keinerlei Probleme in unserer Nachbarschaft.



Zira Adulashvili (37) aus Karaleti (heute genau an der Demarkationslinie, wo auch gestern noch Gefangene ausgetauscht wurden), interviewt am Dienstag, den 26. 08.08 im ehenmaligen Hauptquartier der russischen Streitkräfte im Kaukasus, Tamarashvili Straße, Tbilissi.

Zira Adulaschwili, Krankenschwester in Gori

Als am 9. August die Bombardierung Goris begann, war ich im Dienst. Unser Quartier befand sich direkt neben dem Quartier einer georgischen Panzerbrigade. Die Panzer wurden bombadiert, wobei unserem Fahrer ein Bein abgerissen wurde und ich eine Gehirnerschütterung erlitt und von Schrapnellen verletzt wurde.
Über den Verbleib unseres Arztes wissen wir nichts. Unser Haus in Karaleti ist vollkommen zerbombt.
Ich lebte dort mit meinem Mann und meinen zwei Kindern ( 12 und 14), die heute wohlbehalten hier mit mir in Tbilissi sind. Meine Eltern sind in Karaleti geblieben. (Eine andere Frau aus Karaleti mischt sich in Gespräch und erzählt, dass ihr Mann auch noch in Karaleti sei um auf Vieh und Hühner aufzupassen und dieses zu versorgen. Sie trauten sich, aus Angst vor Marodeuren nicht im Haus zu schlafen. Erst gestern sei wieder ein Haus verbrannt worden.)
Heute seien ca noch 100 Dorfbewohner da, da sie Hoffnung auf Rückkehr haben. In Karaleti lebten Georgier friedlich mit Osseten zusammen, wobei auch viele Familien gemischt sind. Auch heute sind ossetische Dorfbewohner aus Kareleti hier im Lager. Das Essen hier ist ausreichend, aber es gibt kaum Matratzen.
Wer, wie wir, in den oberen Stockwerken (dieser Unterkunft) lebt, hat große Nachteile bei der Versorgung.



Amiran Churukhadze aus Achabeti bei Tamarasheni, interviewt am Dienstag, den 26.08.08 im ehemaligen Hauptquartier der russischen Streitkräfte in Tbilissi.

In Achabeti lebten 198 Familien , die ausschließlich aus Georgiern bestanden.
Die letzten zwei Jahre, seit Sanarkoev im Amt war, wurden erstmals wieder Straßen in der Region gebaut und für die Infrastruktur gesorgt. In der Nacht vom 6. auf 7. August erfolgten die ersten Bombenangriffe auf unser Dorf, worauf auch russische Panzer und Truppen ins Dorf einfuhren.